Unter dem Radar: Die Versorgung von Kindern Inhaftierter in Deutschland
Die neue Ausgabe von “unsere jugend” ist erschienen – diesmal mit dem Schwerpunktthema „Unter dem Radar: Die Versorgung von Kindern Inhaftierter in Deutschland“. In enger Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Kinder von Inhaftierten entstanden, beleuchtet sie die oft übersehene Situation von Kindern, deren Eltern in Haft sind. Fachbeiträge, praxisnahe Einblicke und kritische Stellungnahmen zeigen, welche Unterstützungslücken bestehen und welche innovativen Ansätze helfen können.
Als unabhängige Fachzeitschrift für Sozialpädagogik bietet unsere jugend wertvolle Impulse für Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe, Studierende, Wissenschaftler:innen sowie Entscheidungsträger:innen. Die Ausgabe kann ab sofort bestellt werden – ein wichtiger Beitrag zur Debatte über soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit für betroffene Kinder.
Inhaltsverzeichnis:
Editorial:
In einer Welt, die von Schlagzeilen über Straftaten und Gerichtsurteile dominiert wird, geraten diejenigen leicht in Vergessenheit, die weder Täter:innen noch juristische Akteur:innen sind, sondern unsichtbare Leidtragende: die Kinder von Inhaftierten. Rund 100.000 Kinder in Deutschland sind jährlich von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen – eine alarmierende Zahl, die unsere Aufmerksamkeit verdient.
Für diese Kinder bedeutet die Haft des Elternteils mehr als den schmerzhaften Verlust einer Bezugsperson. Es ist eine Zäsur, die soziale, wirtschaftliche und psychische Folgen mit sich bringt: Stigmatisierung im Umfeld, Schuldgefühle und Zukunftsängste.
Unser Themenschwerpunkt befasst sich mit evidenzbasierten Ansätzen zur Unterstützung betroffener Familien. Hilde Kugler und Ben Spöler diskutieren in ihrem Artikel die systemischen Herausforderungen und Lösungsansätze im Umgang mit Kindern von Inhaftierten, insbesondere durch die Schaffung interinstitutioneller Kooperationen zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Justizvollzug. Judith Feige liefert in ihrer Untersuchung fundierte Einblicke in die rechtlichen Rahmenbedingungen und Kontaktmöglichkeiten zwischen Kindern und ihren inhaftierten Eltern. Clara Sartingen und Niklas Helsper stellen in ihrem Artikel zentrale Erkenntnisse ihrer Forschung zu den Lebenslagen von Kindern inhaftierter Eltern vor und zeigen, wie familienorientierte Unterstützungsangebote Resilienz fördern können. Bärbel Bardey, Christin Neutzling und Wiebke Urbanski beleuchten das Modellprojekt „ZaunGast“, das durch kindgerechte Besuchsformate familiäre Bindungen im Strafvollzug stärkt. Andrada Istrate et al. präsentieren das Erasmus+-Projekt „UpFamilies“, das europaweit digitale Unterstützungsstrukturen für Familien mit inhaftierten Angehörigen etabliert.
In diesen Artikeln wird eine zentrale Herausforderung deutlich: die Schaffung verbindlicher Strukturen, die eine nachhaltige Unterstützung sichern. Dies erfordert die Kooperation von Justiz, Kinder- und Jugendhilfe und Bildungseinrichtungen sowie ein gesellschaftliches Umdenken. Kinder von Inhaftierten dürfen nicht länger unsichtbar bleiben.