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Allgemein
In Deutschland sind schätzungsweise 100.000 Kinder von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen. Die Kinder von Inhaftierten sind eine weitgehend unbekannte Risikogruppe.
Mit der Inhaftierung eines Elternteils droht die gesellschaftliche Exklusion und eine Verschlechterung des sozioökonomischen Status. Multifaktorielle Belastungen gefährden eine gelingende Sozialisation und erhöhen die Gefahr von psychischen Erkrankungen und instabilen Lebenswegen.
Die betroffenen Kinder werden vom Hilfesystem nicht vollständig erkannt.
Auswirkungen auf die Bindung und Beziehung zum Elternteil
In Hinblick auf die Bindung zum Elternteil stellt der plötzliche Verlust einen traumatisierenden Moment und prägendes Lebensereignis in der Biografie des Kindes dar, der Wegfall der vielleicht sogar engsten Bezugsperson kann entwicklungspsychologisch zu Bindungsstörungen und dem Bruch in der Vertrauens- und Selbstvertrauensbildung führen.
Soziale und Sozioökonomische Folgen
In Hinblick auf die sozioökonomischen und sozialen Folgen zeigt sich, dass es oft zu finanziellen Problemen kommt durch Wegfall eines Teil des Einkommens, Schulden durch bspws. Anwaltskosten und Schadensersatzforderungen, eventuell steht ein Wohnungswechsel mit Verlust des gewohnten Umfeldes an. Der verbleibende Elternteil wird plötzlich alleinerziehend oder das Kind muss in eine Pflegefamilie kommen.
Die Inhaftierung ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema und wird oft in den Familien als Geheimnis behandelt. Die Familien ziehen sich zurück, es besteht die Gefahr der Isolierung und Stigmatisierung und Ausgrenzung.
Psychische und psychosomatische Folgen
Auch physische und psychische Folgen kann eine elterliche Inhaftierung haben. Im Vergleich mit einer Normstichprobe litten die befragten Kinder Inhaftierter deutlich häufiger unter körperlichen Beeinträchtigungen. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass das seelische Wohlbefinden von Kindern Inhaftierter deutlich schlechter ist als in einer vergleichbaren Normpopulation (z.B. Auftreten von Bauch- und Kopfschmerzen, höhere Anfälligkeit für Krankheiten, evtl. Ein- oder Durchschlafprobleme, zeitweise Rückentwicklungen oder Entwicklungsverzögerungen, Drogen- oder Alkoholmissbrauch, autoaggressives Verhalten etc.)
Betroffene Kinder haben ein signifikant erhöhtes Risiko psychisch zu erkranken (v.a. Persönlichkeitsstörungen, internalisierende Verhaltensstörungen, Auftreten von Verlustängsten, Sicherheitsverlust, Misstrauen, Entfremdung, Schuldgefühle, Angst, gesteigerte Aggressivität oder Hyperaktivität, Wut, Trauer, mögliche Entwicklung von Depressionen o. Suizidalität, Schulleistungsabfall, nachlassende Aufmerksamkeit und Konzentration, Schulschwänzen).
Resilienzfaktoren
Ergebnisse der Anfrage bei den Landesjustizministerien zu Kenntnissen zum Mutter-Kind-Vollzug im Zeitraum 2017 bis 2022
vom Fachausschuss Frauen der BAG-S (2024)
Eine Befragung zur Praxis im Strafvollzug
Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention, Judith Feige (2024)
Konferenz der Jugend- und Familienminister*innen (2023)
(Dr. Stephan Gerbig, Judith Feige, 2022)
90. Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister (2019)
89. Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister (2018)